Wie viele andere zivilgesellschaftliche Gruppen, die gegen Rassismus und Ausgrenzung arbeiten, wollten auch wir zum internationalen Tag gegen den Rassismus eine Aktion im Südviertel veranstalten. Neben anderen Plätzen schien uns der Kirchplatz der Josephskirche an der Hammer Straße geeignet, denn dieser liegt zentral im Viertel und viele Menschen kommen dort vorbei. Da der Platz kein öffentlicher Raum ist, sondern der Kirche gehört, haben wir das Pfarrbüro und die Gemeinde angeschrieben und bedauerlicher Weise nie eine richtige Antwort erhalten. Erst auf Nachfragen erhielten wir von Herrn Dr. Stefan Rau, dem Pfarrer der Gemeinde, telefonisch eine Absage. Begründet wurde die Absage damit, dass wir gezielt gegen eine Partei (die AfD) agieren würden und die Kirche sich der Neutralität verpflichtet sehe. Diese Sichtweise haben wir sehr bedauert, da unsere Aktion generell auf Rassismus aufmerksam gemacht hätte. Unsere Stellungnahme zu dieser Haltung wollen wir hier nun öffentlich machen.
Den Brief an das Pfarrbüro und die Gemeinde gibt es hier zum Download.
Sehr geehrter Herr Dr. Rau
Sehr geehrte Gemeinde,
wir von der Initiative Südviertel gegen das AfD-Büro in unserem Viertel hatten bei Ihnen angefragt, ob wir auf dem Kirchplatz eine Aktion im Rahmen der internationalen Wochen gegen Rassismus durchführen dürfen. Der Platz vor der Kirche ist sehr zentral und wir dachten, hier können wir viele Menschen erreichen, die auch gegen den grassierenden Rassismus in unserer Gesellschaft Haltung zeigen möchten. Die AfD ist KEINE demokratische Partei wie alle anderen, sie hetzen gegen Muslime, Juden und Flüchtlinge, sie sind mitverantwortlich für die Anschläge in Berlin, Kassel und Hanau, sie suchen nicht nach demokratischen Lösungen (z.B. wollte ein Abgeordneter nach dem Anschlag in Hanau alle Shisha-Bars schließen lassen, oder: Alle die staatliche Unterstützung erhalten sollen nicht mehr wählen dürfen; alles Zitate der letzten Woche). Ihr Hass auf Menschen, die nicht eindeutig „Bio-Deutsche“ sind, kennt keine Grenzen, zur Anschauung hier ein paar Zitate, die die FAZ am 5.3.2020 veröffentlicht hat: „Was ist schlimmer, eine beschädigte Synagogentür oder zwei getötete Deutsche?“ (Roland Ulbrich, sächsischer AfD-Abgeordneter). „Sieg Heil“ – „Immerhin haben wir jetzt so viele Ausländer im Land, das sich ein Holocaust mal wieder lohnen würde.“ (Mitarbeiter der AfD Ba-Wü, 2018 auf Facebook)
Diese kurze Zusammenfassung der Denkmuster von Mitgliedern der AfD zeigt überdeutlich, dass sie nicht auf dem Boden des Grundgesetzes steht und deshalb das Recht verwirkt hat, mit anderen demokratischen Kräften gleichgesetzt zu werden. Auch die NSDAP wurde 1933 mit dem demokratischen Wahlrecht der Weimarer-Republik gewählt.
Bei unserem Telefonat am 28.2. haben Sie, Herr Rau, die Absage damit begründet, dass sich die geplante Aktion unserer Initiative an diesem 21. März gegen eine Partei richtet. Das ist insofern nicht richtig, weil die ganze Stadt Münster, einschl. Ihrer Kitas, Aktionen im Rahmen der internationalen Wochen gegen Rassismus durchführt, die sich letztlich alle gegen eine rechtsnationale Gesinnung wenden.
Unser Anliegen ist eindeutig: Wir stehen ein für den Erhalt des friedlichen Miteinanders und sind gegen jede Form der Ausgrenzung anderer Kulturen.
Ihren Beschluss, keine politisch geprägten Aktionen auf ihrem Kirchplatz zuzulassen, sollten Sie und die Gemeindemitglieder angesichts der o.g. Zitate noch einmal überprüfen. Wir wollen nicht nur kein AfD-Büro in unserem Viertel, wir wollen, dass derartiges Gedankengut geächtet wird und nirgendwo salonfähig gemacht werden kann, wie es zurzeit üblicher geworden ist.
Papst Franziskus hat im Januar 2020 zum Tag der Befreiung des KZ-Lagers Auschwitz aufgerufen,“ Wenn wir die Erinnerung verlieren, machen wir die Zukunft zunichte. Nie wieder“
Dieses „Nie wieder“ wollen wir wahr machen und wir sind sicher, dass Sie Alle mit uns einer Meinung sind. In diesem Sinne hoffen wir auf ein Umdenken in Ihren Reihen, wir sind jedenfalls immer gesprächsbereit.
Mit freundlichen Grüßen
Annette Püntmann
Initiative Südviertel